Kleinröhrsdorf

Nachruf auf einen berühmten Sohn Kleinröhrsdorfs

„Trauer um den ‚afrikanischen Karl May’“ titelte die Märkische Oderzeitung Ende September 2016. Gemeint war damit der kurz zuvor im Alter von 93 Jahren verstorbene Schriftsteller Götz R. Richter. Richter lebte seit 1970 in Bad Saarow, gut 50 Kilometer westlich von Frankfurt/Oder und ist einigen sicherlich noch als Verfasser zahlreicher Jugend- und Abenteuerromane in der DDR, wie etwa „Kamau, der Afrikaner“, „Trommeln der Freiheit“ oder auch „Tropengewitter“ in Erinnerung. Was jedoch nur wenige wissen; Götz R. Richter wurde im Jahr 1923 in Kleinröhrsdorf geboren.

Die Mitglieder der Arbeitsgruppe „Ortschronik“ haben seinen Tod zum Anlass genommen, sich mit Leben und Werk des berühmten Sohnes Kleinröhrsdorfs noch einmal zu befassen, wie Ralf Granzow, Mitverfasser der Kleinröhrsdorfer Ortschronik erklärt: „Gottfried Rudolf Richter, wie er mit bürgerlichem Namen hieß, verbrachte die ersten zwölf Jahre seiner Kindheit in einem Haus auf der Rödertalstraße 20 in Kleinröhrsdorf. Dort betrieben seine Großeltern Gustav und Minna Richter einen Lebensmittelhandel. Zwar zog Götz R. Richter mit seinen Eltern Mitte der 1930er Jahre nach Großenhain um und sein schriftstellerischer Werdegang begann erst in den ersten Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Dennoch ist es für uns natürlich ein interessanter Aspekt, wenn Menschen aus unserem Dorf durch ihre Leistungen zu Bekanntheit gelangt sind“.

Aber schon 1937 verließ Richter Großenhain und schloss sich im Alter von nur 14 Jahren für zwei Jahre als Schiffsjunge der deutschen Handelsmarine an. In dieser Zeit bereiste er mehrfach die Westküsten des afrikanischen Kontinents. Vermutlich ist damals seine Vorliebe für diesen Teil der Welt, in welchem eine Vielzahl seiner Erzählungen spielen, erwacht.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, in welchem Götz R. Richter in der Kriegsmarine gedient hatte, arbeitete er zunächst in der Landwirtschaft, bevor er dann ab 1948 als Neulehrer für Geografie und Kunstgeschichte an einer Großenhainer Schule unterrichtete.

Ende der 1940er Jahre verfasste Richter dann seine ersten Kurzgeschichten und schrieb auch erste Erzählungen. 1952 erschien sein erster großer Roman „Najok, der Perlentaucher“ und 1955 mit „Savvy, der Reis-Shopper“ sein zweites Buch. Im gleichen Jahr gab er den Lehrerberuf auf und widmete sich fortan als freier Schriftsteller ganz dem Verfassen seiner abenteuerlichen Geschichten, die vor allem in Afrika spielten, was ihm wohl letztlich den Spitznamen, „afrikanischer Karl May“ einbrachte. 1956 trat der dem Schriftstellerverband der DDR bei und wurde im Laufe seines weiteren Schaffens mehrfach für seine Arbeit ausgezeichnet. Am 5. Mai 1964 konnte man den Schriftsteller letztmalig bei einer Buchlesung in Kleinröhrsdorf hautnah erleben. Einige nutzten damals die Gelegenheit und ließen sich ihr neu gekauftes Buch signieren.

Vor allem bei Kindern und Jugendlichen in der DDR waren seine Bücher beliebt. Insgesamt schrieb Götz R. Richter über 20 Abenteuerromane, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Heute sind seine Werke kaum mehr verfügbar, da nach 1990 keine weiteren Auflagen seiner Texte realisiert wurden. 1970 zog er gemeinsam mit seiner Frau in die Kurstadt Bad Saarow, wo er bis zu seinem Tode 2016 lebte. „In den letzten Jahren ging es ihm gesundheitlich nicht mehr so gut.“, sagte Ralf Granzow, der Richter im Jahr 2014 in Bad Saarow besuchen konnte. „Wir werden Götz R. Richter, einen Sohn unseres Dorfes, nicht vergessen“, so Granzow abschließend.